Samstag, 11. Juni 2016


Reise nach San Francisco Teil 1

Wegen dieser Flugzeugattentate am 11.09.01 war ich von einem Flug nach Amerika nicht sehr begeistert! Trotzdem besorgte ich für Mia und mich letztendlich doch zwei Tickets bei Air France von Berlin nach San Francisco, weil meine Freundin in Vallejo, Kalifornien mir sagte: „ Kommt jetzt bald mal, solange ich noch Autofahren kann.“ Obwohl sie schon über 80 ist, fuhr sie wie in Rennfahrer durch die Gegend. Sie zeigte uns den Josemite-Nationalpark.
Wir blieben zwei Nächte in einer Jugendherberge. Die Gäste waren in ganz urigen Holzhäusern am Berghang untergebracht. Es gab nicht nur Fleisch, sondern auf der Tafel über der Theke stand jeden Tag auch ein vegetarisches Gericht.
Am besten gefiel es mir allerdings am Pazifischen Ozean. Er hatte eine majestätische Wirkung auf mich, wie er sich so ruhig und großartig vor mir ausbreitete. Die Wassertemperatur war nicht kälter, als ich es von der Ostsee in Erinnerung hatte, aber ein recht kalter Wind blies uns um die Ohren, so dass ich aufs Schwimmen verzichtete. Ich lief nur mit den Füßen durch die anspühlenden, kleinen Wellen. Das machte mich sofort hellwach.Einmal nahm ich einen Schluck vom Wasser in den Mund, um den Salzgehalt auszuprobieren. Nanach fiel mir ein, dass durch den Atomunfall in Japan bestimmt etwas Radioaktivität hierhin gelangt sein könnte." Doch kein so guter Einfall", dachte ich jetzt.                                                               Bei der Schaukelei über die Bergserpentinen auf dem Heimweg war ich beinahe eingeschlafen. Kleine Einkaufsläden sah ich so gut wie nie. Dafür aber noch größere Supermärkte als bei uns. Meine Freundin besaß eine Spezialkarte für einen Großmarkt, in dem meist nur Geschäftsleute und Restaurantbesitzer einkaufen. Die Packungen waren alle entsprechend groß. In diesem Laden, der Kosko hieß, gab es immer jede Menge Kostproben und wir probierten jedes Mal alles aus z.B. kleine Joghurtproben, Wurstscheiben mit Ananasstückchen, verschiedene Salate und Säfte. Für eine Weile waren wir gesättigt.
Von der Flower-Power-Zeit ist in San Francisco nicht mehr viel zu sehen, finde ich. Wir schipperten zwei- bis dreimal mit der Fähre von Vallejo über die San Francisco-Bay hinüber.
Am Kai herrschte der reinste Jahrmarktrummel: Zauberer, Akrobaten und Musiker wechselten sich ab. Auch Bettelmönche versuchten, den Passanten mit trickreichen Angeboten Geld aus der Tasche zu ziehen. So  hielten Sie meiner Tochter ein kleines Holzperlenarmband unter die Nase und riefen dabei: „Wie viel?“ Soll heißen – wie viel willst du dafür spenden? Gleichzeitig zeigten sie ihr noch eine kleine Karte. Als sie ihnen zwei Dollar anbot, bekam sie nur die Karte in die Hand gedrückt, nicht mal das Armband. Sie steckten es vorher einfach ein. Ich bezweifle sehr, ob es überhaupt echte Mönche sind, solche Kleidung kann praktisch jeder, der will, tragen.
San Francisco war jedenfalls anders als ich´s mir vorstellte, weil ich immer noch eine Hippie-Szene erwartet hatte. Ich fand nur ein Ehepaar, was sich so kleidete. Sonst sah alles nach normaler Großstadt aus. Wir liefen durch das quirlige China-Town mit seinen zahlreichen asiatischen Einwanderern und uns fielen die bunten Wäschestücke auf, die an den Häuserfassaden flatterten. Chinesinnen hasteten mit gefüllten Einkaufsbeuteln an uns vorbei nach Hause. Am Park spielten ältere Männer chinesische Brettspiele. Hin und wieder sahen wir Bettler am Straßenrand sitzen. Ein Obdachloser pöbelte Amira an: „ Was sitzt du hier so relaxt herum und mir geht’s dreckig.“ Sie pflichtete ihm bei und entging so einer weiteren Auseinandersetzung.
Andere fuhren mit ihren Cabriolets durch überfüllte Straßen. Nichts Ungewöhnliches für eine Großstadt. Nur am Hafen glich alles nach wie vor einem Jahrmarkt, wie gesagt.
Als mein Schwager kurz vorher nach Khartoum  zurückflog, besorgte ich ihm für sein operiertes Knie einen Rollstuhlservice. Das gleiche nahm ich beim Hin- und Rückflug in Anspruch, weil ich nicht immer und ewig am Schalter in der Reihe stehen wollte." Wegen meiner Osteoporose in der Wirbelsäule habe ich im Kreuz Schmerzen." behauptete ich kurzer Hand.Das klappte hervorragend und wir brauchten uns gar nicht irgendwo durchzufragen. Ab und zu gaben wir den Leuten, die mich herum schoben, etwas Trinkgeld. In San Francisco hatte mich Mia das letzte Stück geschoben, weil für sechs Rollstühle nur drei Helfer vorhanden waren.

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